Was ist häusliche Gewalt?
Der Begriff Häusliche Gewalt umfasst:
Jede Form von körperlicher, seelischer und sexueller Misshandlung/Bedrohung in einer partnerschaftlichen Beziehung:
Häusliche Gewalt wird in den allermeisten Fällen von Männern gegenüber Ihren Partnerinnen ausgeübt. Für viele Frauen und ihre Kinder ist sie alltägliche Realität. Sie erleben sie in vielfältigen Formen und oft über Jahre hinweg, als ein System von Macht und Kontrolle. Sie betrifft Frauen jedes Alters, jeder Nationalität, jeder ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, unterschiedlicher Schichten oder Bildungsgrade.
Formen häuslicher Gewalt
Körperliche Gewalt
Stoßen, schlagen, treten, würgen, festhalten, fesseln, verbrennen, Verletzungen zufügen, mit Dingen nach ihr werfen, Essensentzug…
Sexualisierte Gewalt
Vergewaltigung, sie gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen nötigen, sie sexuell angreifen, als Sexobjekt behandeln….
Ökonomische Gewalt
Verbot oder Zwang, Arbeiten zu gehen, sie um Geld bitten lassen, ihr Taschengeld zuteilen, ihr Geld wegnehmen, ihr keinen Einblick und Zugang zum Familieneinkommen geben, ihre Ausgaben kontrollieren…
Benutzen der Kinder
Ihr Schuldgefühle gegenüber den Kindern vermitteln, die Kinder als Nachrichtenvermittler benutzen, Besuchsrecht ausnutzen, um sie zu belästigen, ihr androhen ihr die Kinder wegzunehmen…
Kontrolle/Isolation
Kontrollieren, was sie tut, mit wem sie spricht, wohin sie geht, wen sie trifft, drohen, ihre sozialen Kontakte einschränken, Extreme Eifersucht als Rechtfertigung von Verhaltensweisen…
Psychische Gewalt
Sie klein machen, ihr Selbstvertrauen untergraben, sie für verrückt erklären, sie beschimpfen, sie demütigen, ihren Verstand anzweifeln, ihr Schuldgefühle einimpfen…
Männliche Machtansprüche
Sie wie eine Dienerin behandeln, Entscheidungen ohne sie oder für sie treffen, sich als Herr im Haus aufführen, die Rolle von Mann und Frau bestimmen….
Einschüchterung/ bedrohliches Verhalten
Ihr mit Blicken, Handlungen oder Gesten Angst machen, Gegenstände zerstören, Haustiere misshandeln, Zerstörung ihres Eigentums, Zurschaustellung von Waffen….
Drohung/ Nötigung/ Zwang
Ihr androhen sie fertig zu machen und etwas zu tun, was sie verletzen wird, mit Suizid drohen, drohen sie zu verlassen, sie beim Sozialamt anzuzeigen, sie zu illegalen Handlungen zwingen…
Verharmlosung/ Verleugnung/ Schuldverschiebung
Die Misshandlungen verharmlosen oder abstreiten, ihr oder anderen die Schuld für die Gewaltanwendung geben…
Die meisten Frauen befinden sich in einem emotionalen und/oder sozialen Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Partner aus dem sie sich nur schwer lösen können. Denn anders als beim Streit handelt es sich bei Häuslicher Gewalt um keinen einmaligen Ausrutscher, sondern um ein Misshandlungssystem, das von Macht und Kontrolle über einen Partner bestimmt wird. Die betroffenen Frauen leben in ständiger Angst vor einem neuen Gewaltausbruch, der meist unangekündigt über sie hereinbricht.
Was sind die Folgen?
Je länger eine Frau in eine Misshandlungsbeziehung verharrt, umso gravierender sind die Folgen. Neben den körperlichen Verletzungen haben Gewalterfahrungen Auswirkungen auf die Gesundheit, die Persönlichkeit und das Verhalten der betroffenen Person.
Mögliche Auswirkungen auf die psychische, psychosoziale und gesundheitliche Situation:
Und die Kinder?
Kinder sind immer mit betroffen! Sie können direkte oder indirekte Zeugen von Gewalt gegen die Mutter sein oder sogar selbst misshandelt werden.
Die Angstzustände der Kinder sind oft begleitet von Zittern, Herzklopfen, Schwäche- und Lähmungsgefühlen, Krämpfen, Kribbeln und unangenehmen Gefühlen im Bauch. Es kommt zur Überschwemmung mit Gefühlen der Angst, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Wut und manchmal Schuldgefühlen in der traumatischen Gewaltsituation. Der erlittene Ich-Verlust, der sich im Gefühl der Selbstentfremdung äußert, erschüttert das Empfinden ein konstantes Selbst zu haben. Oft erleben die Kinder auch ohne Auslöser das Wiederkehren der Angstgefühle.
Sie sind häufig auf sich alleine gestellt, da beide Eltern von ihren eigenen Konflikten und Problemen absorbiert sind (bis hin zur Vernachlässigung), und sie sind damit hoffnungslos überfordert. Gleichzeitig fühlen sich betroffene Kinder oft isoliert, und haben Druck, das Familiengeheimnis vor anderen zu wahren.
Kinder haben Angst vor der Wut und den Gewaltausbrüchen des Vaters. Sie hassen ihn dafür und sehnen sich gleichzeitig nach seiner Anerkennung und Liebe. Polarisierung in Gut/ Böse Schuldig/ Unschuldig macht es dem Kind schwer auch positive Gefühle gegenüber dem Täter zu spüren und zu äußern. Oftmals fühlen sie sich schuldig für seine Gewalttätigkeit und verantwortlich für den Schutz und die Versorgung von Mutter und Geschwistern.
Die Mutter erfahren sie teilweise als hilflos und schwach und versuchen Stütze für sie zu sein. Manchmal erleben sie die Mutter auch als vernachlässigend und/oder gewalttätig.
Gewalt in der Partnerschaftsbeziehung der Eltern setzt Kinder einem enormen Stress aus und wirkt sich schädigend auf ihre physische, psychische und soziale Entwicklung aus. Posttraumatische Belastungsstörungen (siehe weiter unten), körperliche Probleme, Lern- und Leistungsstörungen, problematische Rollenbilder und Fortsetzung von Gewaltkreisläufen in der nächsten Generation sind absehbare Folgen, wenn Kinder mit diesen traumatisierenden Erfahrungen alleine gelassen werden.
»Posttraumatische« Belastungen bei Säuglingen/kleinen Kindern:
Bei älteren Kindern finden sich häufig zwei verschiedene Reaktionsbildungen:
»Posttraumatische« Belastungen bei älteren Kindern:
Das Miterleben von Gewalt bleibt nicht ohne Folgen für die weitere Entwicklung der Kinder. Es ist daher erforderlich, den Gewaltkreislauf innerhalb der Familie so schnell wie möglich zu beenden.